Weblogs und Geschichtswissenschaft

Montag, Oktober 17th, 2011

…zwei Begriffe, die auf den ersten Blick vielleicht etwas widersprüchlich anmuten. Dennoch gibt es zahlreiche Gründe, warum Weblogs gerade auch für die Geschichtswissenschaft großes Potential haben und unbedingt in den Werkzeugkoffer eines jeden Historikers Einzug halten sollten.

Weblogs haben das Potential Distanzen und Entfernungen in der Geschichtswissenschaft nichtig zu machen. Weblogs sind somit ein offener Raum für Kommunikation und Interaktion von Historikern und Historikerinnen. Neueste Forschungsergebnisse können auf schnellstem Wege publik gemacht werden und müssen nicht erst den mühsamen Umweg durch eine Druckerei gehen. Jeder Interessierte kann sich an Diskussionen beteiligen und auch unmittelbares Feedback ist trotz der räumlichen Distanz ein leichtes. Weiters ist auch das Potential für „original research“ nicht außer acht zu lassen.

Neben all diesem Potential für die wissenschaftliche Arbeit, bieten Weblogs aber auch die Möglichkeit, weniger wissenschaftliche Punkte in die Welt des Cyberspace zu blasen. Wissenschaftliches kann mit unwissenschaftlichem kombiniert werden. Subjektive Meinungen, unwissenschaftliche Kommentare, sowie Kritik – solang diese die Netiquette nicht sprengt – können in bester Twitter-Manier auf die Welt losgelassen werden. Weblogs sind somit „aktuelle Meinungs- und Trendbarometer“[1]. Auch schon scheinbare Kleinigkeiten, wie einfache Hinweise und Ankündigungen von aktuellen Ausstellungen, Symposien oder TV-Sendungen können wichtige Elemente in der Vernetzung zwischen Wissenschaftlerinnen sein.

In anbetracht all dieser Punkte sehe ich Weblogs als neues und in sich eigenständiges Werkzeug in der Geschichtswissenschaft und nicht bloß als die Zukunft des Buches, wie es Jan Hodel[2] formuliert. Weblogs haben nicht die Aufgabe das gedruckte Wort abzulösen und ein neues „Selbstverlags-Tool“[3] zur Publikation von Forschungsergebnissen zu werden. Vielmehr haben Weblogs zahlreiche Stärken und Vorteile, denen sich Historikerinnen im analogen Zeitalter noch nicht bedienen konnten. All diese Stärken benötigen allerdings noch eine bessere Vernetzung. Für die nächsten Jahre gilt es somit viel mehr an Geschichte (nicht nur an Geschichtswissenschaft) interessierte Menschen zuhause vor den Bildschirmen zu erreichen. Eine konsequentere Vernetzung mit social medias wie facebook, twitter, YouTube & Co könnte hierbei zielführend sein.


[1] Büttner, Sabine: Eintritt in die Blogosphäre, in: Geschichte in Wissenschaft und Unterricht, 57.2006/9, S. 540f.
Online nur mehr im Internet-Archive: http://web.archive.org/web/20080609081049/http://konzeptkomfort.de/arbeitsproben/detail8.htm

[2] vgl Hodel, Jan: Information, Reflexion, Publikation: Was (Geschichts-) Weblogs sein können, in: Hist|Net. Weblog zu Geschichte und Digitalen Medien, 2.12.2010, http://weblog.histnet.ch/archives/4873

[3] vgl Ebd.

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